Griechenland kauft Eurofighter statt Löschflugzeuge
Im antiken Heiligtum von Olympia, wo demnächst wieder (nach einem für die NS-Olympiade 1936 erfundenen Brauch) die Flamme für den bekannten Fackellauf entzündet wird, brannte in den letzten Wochen ein anderes Feuer. Und eine Löschflugstaffel hatte am 25. August die Wahl: Schützen wir das Antikenmuseum und den Hermes von Praxiteles oder die vom Feuer eingeschlossenen Bauern im Nachbardorf? Man entschied sich fürs Weltkulturerbe.
Die allsommerliche Waldbrandsaison währte länger als je dieses Jahr in Griechenland, ein paar tausend Hektar Wald mehr als sonst sind abgebrannt. Das findet der Grieche nicht so schlimm, denn was ist ein Wald wert gegen eine brandgerodete Parzelle, wo schon bald Villen wachsen? Aber diesmal brannten in der Peloponnes auch die Olivenhaine ab, zu 80 Prozent; ganze Dörfer gingen in Flammen auf, und es gab 64 Tote.
Die Ursachen für das Desaster sind bekannt: Es war noch heißer als sonst, die Winde waren heftiger, die Pyromanen zahlreicher und die Bodenspekulanten gieriger, die Feuerwehren schlechter ausgestattet denn je. Warum das Material bei den Brandschützern so knapp ist und anderswo so reichlich, ist ein nationales Tabu: Weil das Land immer mehr Waffen kaufen muß, angeblich. Über 318 Kampfflugzeuge verfügt die griechische Luftwaffe derzeit, darunter 59 F16 der neuesten Generation. Dagegen stehen 20 einsatzfähige (zum Teil ziemlich angejahrte) Löschflugzeuge vom Typ Canadair. Da muß man, wenn’s brennt, woanders um Hilfe bitten. Deutschland hat 3 (drei!) Chinook-Helikopter geschickt. Zwar hat das griechische Heer davon selber mehr als ein Dutzend. Doch das muß geschont werden – für den Tag, an dem der Türke kommt.
Die EU will Griechenland jetzt den jährlichen Vier-Milliarden-Scheck mit einer fetten Sonderhilfe aufstocken. Werden doch diese vier Milliarden für Waffenimporte gebraucht, und da wäre es wegen der Brandschäden knapp geworden nächstes Jahr. Schließlich sind Kaufversprechen einzulösen – Angela Merkel hat kürzlich in Athen energisch daran erinnert: Drei U-Boote vom Typ 214 will HDW Kiel/Thyssen-Krupp in Hellas noch absetzen, EADS 30 Eurofighter, Kraus-Maffei mehr als 300 Leos. Das griechische Kriegsbudget ist, gemessen am BIP, fast doppelt so hoch wie das deutsche, und dabei verteidigt Griechenland seine Freiheit nicht am Hindukusch. Es muß aber sein, hämmert die Waffenlobby den Bürgern ein, sonst nimmt euch der Türke morgen die halbe Ägäis weg und ganz Westthrazien dazu.
Im Moment ist der Bürgerzorn in Griechenland groß, auf eine politische Klasse, die sich eine goldene Schmiergeldnase verdient. Fragt sich nur, ob das ein nachhaltiger Zorn ist. Nach dem ersten Herbstregen kühlt ja auch die Wut wieder ab, es werden Waffen gekauft wie eh und je, und den Brandschutz übernimmt in Zukunft die EU.
Konkret 10/2007