Panzerschlacht in Thrazien, Luftschlacht über der Ägäis?

Türkische Kriegsszenarien für den „Casus belli“

Betont friedlich zugehen sollte es auf der Eröffnungssitzung der Beitrittsverhandlungen der Außenminister der EU mit der Türkei, am diesem Montag in Luxemburg: Fragen der Wissenschaft und Forschung standen auf der Tagesordnung  – harmloser Stoff, so hatte man offenbar gedacht, problemlos und konfliktfrei über die Bühne zu bringen. Doch um ein Haar wäre die Sitzung ausgefallen: Die Türkei weigert sich beharrlich, die durch den EU-Beitritt Zyperns geschaffenen neuen völkerrechtlichen Fakten anzuerkennen, und Außenminister Gül drohte, nicht zum erstenmal, mit Nichterscheinungen beim Rat, wenn die EU auf der sofortigen Zollunion mit dem EU-Mitglied Zypern bestehe. Und einmal mehr gaben die EU-Außenminister den Drohungen aus Ankara nach, auch Zypern lenkte ein. So überschattete unvermittelt die ungelöste Zypernfrage die Luxemburger Verhandlungsrunde. weiterlesen →

Der ungesühnte Massenmord

In diesen Tagen wird allenthalben der Nürnberger Prozesse vor 60 Jahren gedacht. Ein Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Völkerstrafrecht, das Kriegsverbrechen nicht ungesühnt lassen soll (privilegierte Staaten natürlich ausgenommen), so tönt es hier und da sehr feierlich. Etwas verschämt erinnert man an der einen oder anderen Stelle daran, daß deutsche Juristen damals lauthals »Siegerjustiz« riefen, hinter vorgehaltener Hand sagen’s manche von ihnen ja noch heute. weiterlesen →

Aktenzeichen C 292/06

Griechische Opfer der NS-Okkupation klagen vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg auf Entschädigung – ein Prozeß mit möglicherweise weitreichenden Folgen.

Nach einem spektakulären Rechtsstreit sah das nicht gerade aus, was am 28. September 2006 vor dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft in Luxemburg, dem EuGH, zur mündlichen Verhandlung anstand. »Die Rechtssache Irini Lechoritou u.a. gegen die Bundesrepublik Deutschland – Vorabentscheidungsersuchen des Oberlandesgerichts Patras« – stand auf der Tagesordnung. Medienpräsenz und Presseecho waren entsprechend gering. Und doch ist das Verfahren mit dem Aktenzeichen C 292/06 von einiger Bedeutung. Es könnte am Ende um einige hundert Millionen Euro Schadensersatz für lange vergangenes Unrecht gehen, weiterlesen →

Wettrüsten in der Ägäis

Es mag erstaunen, dass bei den Diskussionen um den EU-Beitritt der Türkei ein Thema so gut wie keine Rolle spielt: der seit Jahrzehnten anhaltende griechisch-türkische Konflikt in der Ägäis. Dabei drohte dieser mehr als einmal in einen heißen Krieg umzuschlagen. Geostrategische und Menschenrechtsfragen, der innere Demokratisierungsprozess und die Anerkennung Zyperns – über all das wird kontrovers diskutiert. Die fast täglichen militärischen Luftzwischenfälle über der Ägäis scheinen die EU dagegen nicht ernsthaft zu interessieren; die anhaltenden Spannungen zwischen den NATO-Partnern an der so genannten Südostflanke des Bündnisses werden ausgeblendet. weiterlesen →

Das Sorbas-Syndrom

Zur Rezeption der modernen griechischen Literatur in Deutschland

Im Februar 1993 erschien im Verlag 2001 ein Buch unter dem Titel Die Päpstin Johanna, auf dem Umschlag figurierte als Autor der auch in Deutschland nicht ganz unbekannte französische Theaterschriftsteller Alfred Jarry. Im Innern des Buches konnte man dann lesen, dass es sich bei der Päpstin um die deutsche Übersetzung einer französischen Übersetzung aus dem Griechischen handelt, der Autor in Wirklichkeit Emmanuil Roidis heißt und Jarry sein 1866 erstmals erschienenes Buch zusammen mit Jean Saltas 1904 ins Französische übertragen habe. weiterlesen →

Eine längst vergessene Geschichte

Warum Johannes Rau um die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki einen so großen Bogen gemacht hat

Anläßlich seiner Staatsvisite in Griechenland im April dieses Jahres machte Bundespräsident Johannes Rau auch einen Besuch in dem kleinen Ort Kalavryta, der im Dezember 1943 als sogenannte »Repressalmaßnahme« von der Wehrmacht zerstört worden war. Über 700 männliche Einwohner des Ortes wurden dabei von Soldaten der 117. Jägerdivision massakriert. Rau legte für sie an der Gedenkstätte einen Kranz nieder und erklärte, es dürfe nicht vergessen werden, welches Leid Menschen in Griechenland von Deutschen zugefügt worden sei. weiterlesen →

Ehrensache

Viel ist die Rede in diesen Tagen von geraubten Bildern und Bibliotheken, mit erhobener Stimme fordert die Bonner Regierung von Rußland Beutegut aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Da darf man neugierig sein, wie sie sich im Fall eines anderen Schatzes verhalten wird, der ein halbes Jahrhundert nach seinem Raub durch das „Sonderkommando Rosenberg“ wiederaufgetaucht ist und um dessen Rückführung der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches sich leicht mit Erfolg bemühen könnte: das Archiv der jüdischen Gemeinde von Saloniki. weiterlesen →